Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2020: Michael Kessler im DVR-Interview

03. März 2020 - Schauspieler Michael Kessler ist die „Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2020“. Er radelt nicht nur auf dem Postrad durch das Sendeformat „Kesslers Expedition“, sondern auch auf seinem Herrentourenrad durch den Alltag. Dabei ist er bei Wind und Wetter unterwegs. Im DVR-Interview spricht Michael Kessler aus knapp 47 Jahren Raderfahrung.

DVR: Sie sind die „Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2020“. Warum halten Sie sich selbst für besonders fahrradfreundlich?

M.K.: Seit meinem sechsten Lebensjahr fahre ich Fahrrad. Ich bin ein sogenannter „Alltagsradler“. Wann immer ich kann, erledige ich meine Wege mit dem Rad. Dabei ist es mir egal, ob es regnet oder schneit. Auch meine Einkäufe erledige ich in Köln mit dem Rad - solange keine Wasserkästen dabei sind.

DVR: Was für ein Fahrrad nutzen Sie?

M.K : Ein ganz normales Herrentourenrad mit einer Mehrgangschaltung. Ich fahre ohne Funktionswäsche, ohne Karbonlenker. Ich bin ein ganz normaler Fahrradfahrer. Am liebsten nutze ich meine Muskelkraft, daher kommen Pedelecs und Co. nicht für mich infrage.

DVR: Wie sicher fühlen Sie sich mit dem Fahrrad auf den Straßen?

M.K.: Ich fahre schon seit 1973 Fahrrad. Wirklich unsicher habe ich mich aber nie gefühlt. Das mag auch daran liegen, dass ich ein sehr umsichtiger Radfahrer bin, der genau aufpasst und sich auch defensiv verhält. Nachts fahre ich z. B. immer mit Licht. Aus der Perspektive des Autofahrers kenne ich die Momente, in denen aus der Dunkelheit ganz plötzlich ein Fahrradfahrer auftaucht – ohne Licht und noch dazu dunkel gekleidet. Für Radfahrer kann das schnell gefährlich werden.
Auch wenn es mittlerweile mehr Radwege gibt als in den 1970er Jahren bedeutet das natürlich nicht, dass man vor dem Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer gefeit ist. Aber ich sehe das so: Wenn man sich an die Regeln hält und sich alle daran halten, dann ist es im Straßenverkehr für alle sicherer.

DVR: Wo wir gerade beim Thema Verkehrssicherheit sind: Tragen Sie einen Helm?

M.K.: Ich habe einen Helm und finde es wichtig, ihn zu tragen. Aber ich muss gestehen: Immer trage ich ihn nicht. Zum Beispiel, wenn ich zum Bäcker um die Ecke fahre. Bei langen Strecken nutze ich meinen Helm meistens. Zudem achte ich auf Gefahrenmomente, wie beim Abbiegen, bei sich plötzlich öffnende Autotüren oder durch mangelnde Abstände.

DVR: Wann sind Sie zuletzt in eine brenzlige Situation geraten und wie sah sie aus?

M.K.: Tatsächlich bin ich erst vor kurzem in eine schwierige Situation geraten. Ich hatte großes Glück. Schuld war der kurze Blick aufs Smartphone, um die Uhrzeit zu checken. Plötzlich musste ich bremsen. Da ich nur die Vorderbremse genutzt habe, bin ich über den Fahrradlenker gestürzt. Zu meinem Glück befand ich mich auf einer unbefahrenen Straße innerhalb eines Wohnviertels. Während des Radfahrens aufs Smartphone zu schauen, ist ein großer Fehler. Es war definitiv das letzte Mal, dass ich so was gemacht habe. Das Handy ist nicht nur für die Autofahrer gefährlich, sondern natürlich auch für uns Fahrradfahrer. Am besten das Handy wegstecken oder in einer Handyhalterung für das Fahrrad befestigen, wenn man es zur Navigation braucht. Auf jeden Fall sollte man das Smartphone nicht in der Hand halten während der Fahrt.

DVR: Was meinen Sie wie es gelingen könnte, dass noch mehr Menschen Rad fahren?

M.K : Meiner Ansicht nach muss das Fahrrad nicht neu erfunden werden – Stichwort Pedelec. Das Fahrrad ist ein tolles Fortbewegungsmittel, das es seit 200 Jahren gibt und das nicht ohne Grund. Es hält fit, gesund und schont die Umwelt. Wir sollten die Bequemlichkeit aufgeben und nur auf das Auto zurückgreifen, wenn es nicht anders geht. Man kann super viel mit dem Fahrrad machen. Auch für Kinder und Jugendliche ist es klasse, um jeden Tag in die Schule zu fahren. Verkehrserziehung ist dafür natürlich wichtig. Elterntaxis brauchen wir nicht.
Das Fahrrad ist ein ideales Fortbewegungsmittel. Wenn Menschen sagen, dass es Spaß macht Auto zu fahren, kann ich das nicht verstehen. Mit Blick auf Staus und die Parkplatzsuche in den Städten, macht das überhaupt keinen Spaß. Spaß macht mir dagegen, Fahrrad zu fahren, weil ich damit viel schneller und flexibler bin als mit dem Auto in der Stadt.

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