DVR-Förderpreis für exzellente Abschlussarbeiten

17. Mai 2019 – Sicheres Überholen von Fahrradfahrern, effektive Sanktionierung von Verkehrsverstößen in der Europäischen Union und der Einfluss von Kollisionswarnsystemen auf das Fahrverhalten: Mit diesen Themen beschäftigten sich die mit dem Förderpreis des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) ausgezeichneten Abschlussarbeiten in diesem Jahr.

1. Preis: Leonard Eckhoff
„Der Abstand von Autos zu Fahrrädern beim Überholvorgang – Eine Feldstudie“ (Bachelorarbeit)

Technische Universität Braunschweig

In seiner Arbeit misst Leonard Eckhoff mittels eines Ultraschallentfernungsmessgeräts den Abstand von Autos zu Fahrrädern beim Überholen in München. Dabei geht er auf Einflussfaktoren wie die Straßenbreite, Fahrbahnmarkierungen, Ausweichmöglichkeiten und den Gegenverkehr ein. Einige interessante Ergebnisse des nicht repräsentativen Feldversuchs sind: Auf Straßen ohne Markierung und mit Radschutzstreifen nimmt der Überholabstand zu, wenn keine Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind. Auf Straßen mit Fahrradschutzstreifen nimmt der Abstand unter der gleichen Bedingung aber ab. Die Wahrscheinlichkeit unsicherer Überholungen steigt auf Straßen mit Markierungen. Sehr enge Überholvorgänge (< 1 m Abstand) liegen z.B. auf Straßen mit Radschutzstreifen um das 7-fache höher als auf Straßen ohne Markierung. Bei Straßen mit Fahrradschutzstreifen ist der Unterschied mehr als 100-mal so groß. Der Überholabstand nimmt mit der Straßenbreite zu.

2. Preis: Jessica Niester
„EU-weite Bußgeldvollstreckung: Abzocke oder effektive Methode zur Verkehrsunfallprävention?“ (Bachelorarbeit)
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW

Verkehrsverstöße werden in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union unterschiedlich sanktioniert. Die Arbeit stellt heraus, dass sich ihre Durchsetzung über die Grenzen der Mitgliedsländer hinweg langwierig und komplex gestaltet. Zudem sorgten die häufig erhöhten Kosten, z.B. durch den Einsatz von Inkasso-Büros bei den Bürgerinnen und Bürgern dafür, dass Bußgelder als Abzocke und nicht als verkehrssicherheitsfördernde Maßnahme wahrgenommen würden. Um dies zu ändern, plädiert Jessica Niester für eine Teilung der Bußgelder zwischen den beiden betroffenen Staaten, eine Harmonisierung der Geldbußen, den Ausschluss von Inkassobüros, eine schnelle Abwicklung der Verfahren und eine bessere Qualifizierung der Polizisten in dieser komplexen Frage.

3. Preis: Tanja Nagel
„Risikokompensation im Straßenverkehr – Eine Untersuchung zum Auftreten von Verhaltensadaptationseffekten unter Nutzung eines adaptiven Kollisionswarnsystems im realen Experimentalsetting“ (Masterarbeit)
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Wie beeinflussen Kollisionswarnsysteme in Autos das Fahrverhalten? Dieser Frage widmete sich Tanja Nagel in ihrer Bachelorarbeit. Dazu führte sie ein Experiment mit echten Fahrzeugen und Teilnehmern durch und verglich die Ergebnisse mit bereits am Computersimulator erforschter Verhaltensanpassungen an ein Frühwarnsystem. Auf Basis der Daten erarbeitete sie Vorschläge wie der Kollisionswarner technisch weiterentwickelt und die Anpassung des eigenen Verhaltens an das Frühwarnsystem kompensiert werden könnte.

Die Juroren:

Dr. Torsten Kunz, Leiter der Abteilung Prävention der Unfallkasse Hessen
Jochen Lau, Beratung I Seminare I Training, Sankt Augustin
Professor Dr. Rüdiger Trimpop, Lehrstuhl Arbeits-,Betriebs-Organisationspsychologie, Friedrich-Schiller Universität Jena

Der Förderpreis wird unterstützt von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.